7. Street Sleeper Programm


Willkommen zurück. Heute geht es um ein etwas sensitiveres Thema.

Bis jetzt liest sich meine Arbeit sicherlich eher wie Freizeitbeschäftigung, statt Praktikum. Dem ist aber nicht so. Heute werde ich von der "dunklen Seite" Hongkongs erzählen und wie meine Arbeit damit zusammenhängt.

Schon zwei mal habe ich jetzt dem "Street Sleeper" Programm beitreten dürfen. Hierbei geht es darum, Lebensmittel an Obdachlose zu verteilen. Anders als in Deutschland ist das Sozialsystem in Hongkong nämlich nicht so gut ausgebaut. Es gibt so gut wie keine Sozialsicherung und deswegen kann es schnell passieren in die Obdachlosigkeit zu verfallen. Auch aufgrund der Landnutzung in Hongkong und der damit zusammenhängenden Mietpreise ist das schnell möglich.

In Hongkong sind nur 24,1% der totalen Fläche (1110km²) bebauter Grund. Davon sind nur 77km² Wohnraum. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Das sind nur 6,9% der gesamten Fläche Hongkongs. Und auf diesen 77km² leben mehr als 7,3 Millionen Menschen. Aus diesem Grund des sehr limitierten Lands sind die Mietpreise extrem hoch. Hongkong zählt auch deswegen als "unerschwinglichste Stadt der Welt".

Diese Knappheit von Land geht auf die Gesetzgebung/Regierung zurück. in Hongkong besitzt nämlich die Regierung alles Land. Und aufgrund der SEHR geringen Steuern ist die Regierung gezwungen über diesen Landbesitz ihr Geld einzutreiben. Das Land wird meist in Auktionen verkauft und somit steigt der Preis rasant in die Höhe. Ebenso hat die Regierung durch diesen Prozess keinen Anlass für soziales Wohnen zu sorgen, da dadurch eine erhebliche Einnahmequelle bedroht sein würde. Dieses Konstrukt stellt eines der Hauptprobleme Hongkongs heute dar und kann erst gelöst werden, wenn die Regierung einen anderen Weg einschlägt.

Aus diesem Grund hat sich das YMCA Kornhill Center die Hilfe für die Obdachlosen zur Aufgabe gemacht. Alle zwei bis drei Wochen macht sich eine Gruppe aus jugendlichen Volontären auf den Weg zum Victoria Park bei Causeway Bay, um diesen Menschen etwas Gutes zu tun. Wie vorhin angemerkt war ich jetzt auch schon zwei mal dabei. Zuerst gehen wir zusammen einkaufen, meist Nudelsuppen und Trinkpäckchen. Im Winter haben wir auch Wärmepacks gekauft und anschließend verteilt.

Ich finde es traurig zu sehen, wie die Menschen teilweise unter freiem Nachthimmel überleben müssen und ich wünsche mir sehr, dass sich die Situation in naher Zukunft ändert.